Page 150 - Auction Team Breker | Photo | 21. März 2015
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Steinheil Objektive
– Steinheil Lenses –
598: Archiv der Original-Korrespondenz zwischen Romain Talbot (Paris und Berlin) und Steinheil, 1865–1905 € 500,-
Romain Talbot gründete 1855 ein Photogeschäft und war einer der ersten, die Steinheil-Objektive nach Frankreich importierten. Offenbar hatte Talbot ein gutes Gefühl für deutsche Qualitätsarbeit, denn bekanntlich löste Steinheil bald in der Güte seiner Objektive die Firma Voigtländer ab, sodaß man weltweit vom Stein- heil'schen Zeitalter sprach. Mit der Errechnung der Periskope sowie später der Aplanate und vor allem der Antiplanete brachte Steinheil Objektive auf den Markt, die bis zum Erscheinen der Zeiss-Anastigmate (beru- hend auf dem Schott'schen Glas) bzw. später der Dop- pel-Anastigmate von Goerz konkurrenzlos waren. Be- sonders interessant ist die Einsicht in den hier lückenlo- sen Schriftverkehr Talbots vom 18.10.1865 bis zu seiner Ausweisung aus Paris mit dem Beginn des Deutsch- französischen Krieges 1870. Der letzte Brief aus Paris stammt vom 15.12.1869!
Der erste Teil der Korrespondenz umfaßt die Zeit vom 18.10.1865 bis zum 29.8.1882. Erst ab dem Jahre 1885 sind wieder Dokumente vorhanden, die ein Wiederauf- blühen des Geschäfts mit Steinheil beweisen. Es ist möglich, daß der Geschäftsverkehr von 1871 bis 1882 bzw. bis 1885 ruhte. Hier die Daten für das Jahr 1885: 9.2., 27.2., 30.4., 6.5., 18.5. Am 17.1.1889 sandte Talbot eine Rechnung an die Firma Steinheil. Damit kam der Geschäftsverkehr offenbar zum Erliegen. Mit großer Wahrscheinlichkeit kaufte Talbot seine Objektive dann bei Berliner Firmen kostengünstiger ein, vermutlich bei Goerz, da die Doppel-Anastigmate als die besten Objek- tive der Welt galten, als sie auf den Markt kamen.
Der Mappe sind ferner gedruckte Werbeunterlagen der Firma Talbot vom 5.9.1867 anläßlich der Exposition Universelle de Paris beigefügt sowie ein Rundbrief an die Geschäftsfreunde Talbots vom September 1885, in welchem die Geschäftsverlegung in Berlin von der August-Straße zur Brüderstraße Nr. 10 mitgeteilt wird. Ein Schreiben der Firma Talbot an die Firma Steinheil vom 30.12.1899 beweist, daß Talbot mit Steinheil wei- terhin in Geschäftsverbindung stand. In diesem ersten mit einer Schreibmaschine geschriebenen Brief bietet Talbot Steinheil die von ihm hergestellten Klapp- Cameras an, die angeblich "derjenigen der Concurrenz in jeder Weise gleich, wenn nicht überlegen und sehr preiswert" sind. Offenbar suchte Talbot einen Vertreiber dieser Kamera in Süddeutschland. Steinheil sollte die Kameras mit Orthostigmaten verkaufen.
Die Dokumente zum Thema Talbot enden mit weiteren Rundschreiben Talbots an seine Kunden vom 5.9.1905 und 1.10.1905. Den Kunden wird mitgeteilt, daß Herr Romain Talbot am 5.9.1905 aus der von ihm vor 50 Jahren gegründeten Firma austritt und der bisherige Prokurist Maurice Talbot als Mitinhaber neben Herrn Robert Talbot in die Firma eintritt.

