Page 297 - Auction Team Breker | Auction 24+25 May 2018
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985: Sehr seltene Duplex-Walzenspieldose in Uhren- gehäuse von E. Flonck, 1898 € 800,-
Zifferblatt (Ø 23 cm) mit römischen Zahlen in Emaille- Kartuschen, zweizügiges Uhrwerk von Japy Frères et Cie, Halbstundenschlag auf Spiralfeder, unabhängiges Walzenspielwerk mit 2 gegenläufigen Zylindern, 2 Stahlkämme mit jeweils 50 Tönen (komplett), über Federzug einstellbare Zitheraufsätze, Messing-Boden- platte, signiert und datiert mit "E. Flonck, Mars 1898", Gangreserveanzeige, justiert mit 10-5-0, seitlicher Me- lodien-Wählhebel mit emaillierter Skala, Starthebel und Melodienwechsler auf der Unterseite, in geschnitztem Nußbaumgehäuse im Schwarzwaldstil, mit gedrechsel- ten Säulen und gedrechselter Balustrade, Gehäusemaße 42 x 55 cm, Walzenbreite 22,5 cm, mit Pendel und 2 Schlüsseln. Gut spielender Originalzustand. – Litera- tur: Eine detaillierte Beschreibung von Floncks musika- lischer Uhr finden Sie in dem Artikel von Johan Goyva- erts und Jean-Marc Lebout in "Musiques Mécaniques Vivantes", No. 84, S. 23–34. – Sehr wenig ist über E. Flonck bekannt; zu diesem Zeitpunkt ist nur ein weite- res Beispiel seiner Werke identifiziert, eine Duplex- Walzenspieldose mit 11 Melodien aus dem Jahr 1899. Flonck war sowohl Musiker als auch Ingenieur, bei der fünften Melodie der hier angebotenen Spieluhr ist er zudem als Komponist angegeben. – Repertoire: 1. "Jo- hanna Valse", 2. "Mazurka" von Albert (?) Fuchs, 3. "Les Cloches du Monastère" von Louis James Alfred Lefébure-Wely, 4. "Romance Comme à Vingt Ans" von Marie-Auguste Massacrié-Durand, 5. "Polka" von Flonck, 6. "La Marseillaise" von Claude Joseph Rouget de Lisle, 7. "Carmen" von Georges Bizet und 8. "Valse Odon-Quinn" von Albert (?) Fuchs. – Zu den herausra- genden Merkmalen dieser Mechanik gehören: Impuls- Startknopf, Geschwindigkeitsregler mit veränderlichen Flügeln (abnehmende Fläche bei geringerer Federspan- nung), Gangreserveanzeige, Melodienwechsel über abgestufte Nockenscheibe und weitere spezielle Kon- struktionen. – Arthur Ord-Hume schreibt das erste Pa- tent (1887) für eine Duplex-Walzenspieluhr Alfred Junod zu. Weitere Spielwerke mit Doppelzylindern von Charles Paillard, Mermod Frères und Ami Rivenc ka- men kurz danach auf den Markt. Diese hatten alle eine ähnliche Konstruktion, Floncks Bauart ist einmalig. – Musikalisch und technisch ein faszinierendes Instru- ment.


































































































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